Di, 13.März 19:30 Uhr
Garage (Eulenbergstraße 40 Köln Mülheim)
So erschreckend aktuell kann Kino sein: Das Drama „Kriegerin“ erzählt von einer „Nationalen Aktivistin“ in Ostdeutschland, die ihre rechtsextreme Gesinnung ungehindert ausleben kann. Newcomerin Alina Levshin spielt diese Rolle einfach mitreißend.
Das Kino liebt nun mal die starken, jungen Frauen. Was aber ist von dieser zu halten? Marisa, 20, schlägt hemmungslos zu, wenn sie mit ihren Freunden Jagd auf Ausländer macht. Wer den ostdeutschen Nahverkehr nutzt, aber fernöstliche Vorfahren hat, bekommt von ihr was auf die Fresse. Wer halbwegs zivilcouragiert dagegen protestiert, wird von ihr zumindest zusammengebrüllt – sofern ihn kein Baseballschläger mitten ins Gesicht trifft.
Anders aber als etwa das „Tank Girl„, an dessen Outfit und martialischem Auftritt sich die Kombattantin unübersehbar orientiert, ist Marisas aggressive Angriffslust keine reine Projektion des Kinos. Gerade erst im vergangenen Jahr wiesen in „Mädelsache!“, ihrem Sachbuch über Frauen in der Neonazi-Szene, die Sozialwissenschaftler Andrea Röpke und Andreas Speit darauf hin, dass an den Überfällen und Angriffen der Rechtsextremen zahlreiche junge Frauen beteiligt sind. Ihren Recherchen zufolge „liegt der weibliche Anteil an extrem rechten Straf- und Gewalttaten bei bis zu zehn Prozent.“ Und: „Er ist angestiegen.“
Was Statistiken nur erfassen, macht „Kriegerin“ nun anschaulich. In seinem mehrfach ausgezeichneten Spielfilmdebüt schildert Regisseur David Wnendt ungeschönt das rohe Gebaren einer solchen „Kameradschaftsaktivistin“
Vom Landser-Opa zur kleinen Kriegerin erzogen
Marisa (Alina Levshin) jobbt im Edeka-Laden ihrer alleinerziehenden Mutter. Mit Tattoos in „germanischer“ Fraktur und der obligatorischen Feather Cut-Frisur weist sie sich offensiv als Skingirl aus. Als zwei junge Afghanen aus einem nahegelegenen Asylbewerberheim an ihrer Kasse stehen, ist ihr lapidarer Kommentar: „Sowas bedien‘ ich nicht.“ Marisas Nazi-Freund ist im Knast, mit der Mutter liegt sie in ständigem Streit, ihr einziger Vertrauter ist ihr todkranker Großvater, ein ehemaliger Landser, der Marisa, dieses „Opa-Kind“, schon als Kind zu seiner kleinen „Kriegerin“ abgerichtet hat.